Eltern haben das Recht auf Unterstützung bei der Erziehung

Artikel 5 der UN-Kinderrechtskonvention: Respektierung des Elternrechts

Die Vertragsstaaten achten die Aufgaben, Rechte und Pflichten der Eltern oder gegebenenfalls, soweit nach Ortsbrauch vorgesehen, der Mitglieder der weiteren Familie oder der Gemeinschaft, des Vormund oder anderer für das Kind gesetzlich verantwortlicher Personen, das Kind bei der Ausübung der in diesem Übereinkommen anerkannten Rechte in einer seiner Entwicklung entsprechenden Weise angemessen zu leiten und zu führen.

Artikel 19 der UN-Kinderrechtskonvention: Schutz vor Gewaltanwendung, Misshandlung, Verwahrlosung

(1) Die Vertragsstaaten treffen alle geeigneten Gesetzgebungs-, Verwaltungs-, Sozial- und Bildungsmaßnahmen, um das Kind vor jeder Form körperlicher oder geistiger Gewaltanwendung, Schadenszufügung oder Misshandlung, vor Verwahrlosung oder Vernachlässigung, vor schlechter Behandlung oder Ausbeutung einschließlich des sexuellen Missbrauchs zu schützen, solange es sich in der Obhut der Eltern oder eines Elternteils, eines Vormunds oder anderen gesetzlichen Vertreters oder einer anderen Person befindet, die das Kind betreut.

(2) Diese Schutzmaßnahmen sollen je nach den Gegebenheiten wirksame Verfahren zur Aufstellung von Sozialprogrammen enthalten, die dem Kind und denen, die es betreuen, die erforderliche Unterstützung gewähren und andere Formen der Vorbeugung vorsehen sowie Maßnahmen zur Aufdeckung, Meldung, Weiterverweisung, Untersuchung, Behandlung und Nachbetreuung in den in Absatz 1 beschriebenen Fällen schlechter Behandlung von Kindern und gegebenenfalls für das Einschreiten der Gerichte.


Eltern und Erziehung

„Manchmal bringen meine Kinder mich richtig an meine Grenzen und ich erkenne mich selbst nicht wieder. Dann muss ich mich sehr zusammenreißen, dass ich nicht die Beherrschung verliere“. Wenn Eltern es schaffen, diesen Satz in einer Erziehungsberatungsstelle auszusprechen, haben sie oft einen großen Schritt getan. Die allermeisten Eltern wünschen sich eine liebevolle und harmonische Beziehung zu ihren Kindern. Sie wissen, dass Gewalt kein Mittel in der Erziehung sein darf und kommen trotzdem manchmal in eine Situation, in der sie zumindest den Impuls haben, ihren Kindern Schmerzen zuzufügen. Oft haben die Eltern dies in ihrer Kindheit selbst erleben müssen und sie sind hilflos, weil sie nicht wissen, wie sie mit ihren heftigen Gefühlen umgehen können.

Ein weiterer Satz – den wir nicht selten hören – lautet: „Ich wollte nie so werden wie meine Eltern, aber wenn ich mich manchmal reden / schimpfen höre, stelle ich fest, dass ich ihnen doch sehr ähnlich bin.“ Diese Eltern haben eine Vorstellung von einem guten Erziehungsverhalten, sie wissen, was Kinder brauchen, gerade weil sie es als Kind vermisst haben. Aber es gelingt ihnen nicht, das so umzusetzen, wie sie es sich wünschen.

Andere Eltern leben mit ihren Kindern in einer harmonischen, zugewandten Beziehung und sie kommen z.B. in den wichtigen und zur Entwicklung gehörenden Übergangssituationen im Leben der Kinder -wie von zu Hause in die Kita oder von der Kita in die Schule – gemeinsam mit ihren Kindern in Situationen, in denen sie ratlos sind und Hilfe brauchen, ihr Kind besser zu verstehen, damit sie einen Weg finden, gemeinsam gut durch diese Schwellensituation zu kommen.

Kinder zu erziehen ist eine sehr schöne, aber nicht leicht zu erfüllende Aufgabe. Eltern waren selber einmal Kinder, und was sie als Kinder erlebt haben, wirkt sich darauf aus, wie sie ihren eigenen Kindern begegnen. Die eigenen Kinder stellen oft eine spezielle Herausforderung dar, weil sie uns besonders stark an unsere Kindheit erinnern. Die ganz eigene Nähe in der Beziehung macht es schwer, einen kühlen Kopf zu bewahren. Es können heftige Gefühle entstehen, die manche Eltern nicht ohne weiteres verstehen und bewältigen können. Dagegen helfen auch keine Erziehungsratgeber in Buchform, diese verstärken eher noch Versagensgefühle: „Warum gelingt es mir nicht das umzusetzen? Bin ich einfach eine schlechte Mutter / ein schlechter Vater?“

Genauso wie Kinder ein verlässliches und zugewandtes Gegenüber brauchen, um sich gut zu entwickeln, brauchen manche Eltern ein Gegenüber, das ihnen hilft, ihre Haltung zu ihren Kindern mit all den dazu gehörenden Gefühlen zu verstehen und einzuordnen. Da es nicht mehr selbstverständlich ist, den Umgang mit kleinen Kindern in der erweiterten Familie zu erleben und so eine Vorstellung davon zu bekommen „wie das geht“, kann die Erziehungsberatung unter anderem Wissen vermitteln und dabei helfen, Hilflosigkeit und Überforderung zu vermindern.

Eltern können noch so gut mit ihren Kindern harmonieren – wenn es mit dem anderen Elternteil Probleme gibt, wenn Streit aufkommt, der nicht zu lösen ist, wenn es zu Trennung und Scheidung kommt, kann das die Kinder belasten. Viele Eltern wissen, dass sie ihren Kindern schaden, wenn sie sie in die Konflikte mit hineinziehen oder versuchen, sie für sich zu gewinnen. Trotzdem gelingt es ihnen nicht immer, sich so zu verhalten, wie es für die gute /gesunde Entwicklung ihrer Kinder wünschenswert wäre. Mit dem ganzen Unglück der Trennung, mit Schmerz und Wut und auch Angst zurecht zu kommen, ist manchmal einfach zu viel. Auch hier brauchen nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern einen Rahmen, in dem sie sich mit ihren Gefühlen und inneren Konflikten zeigen können. Dadurch werden sie dabei unterstützt, die Paarebene von der Elternebene zu trennen und trotz aller Beeinträchtigungen gute Eltern für ihre Kinder zu bleiben.

Die Schilderung der Herausforderungen und Aufgaben von Eltern ließe sich noch beliebig fortsetzen. Die Erziehungsberatungsstellen bieten ein breites Spektrum an Hilfen für die ganze Familie. Oft genügen wenige Gespräche, damit Eltern wieder einen guten Zugang zu ihren Kindern finden und ihnen so begegnen können, wie sie und die Kinder sich das wünschen. Die meisten Eltern tragen die Antworten in sich. Sie brauchen aber Hilfe dabei, diese ans Licht zu fördern.

Es ist auch immer wichtig, sich zu erinnern, dass die meisten Eltern und Kinder im Großen und Ganzen gut miteinander auskommen. Aber wenn es mal hakt, ist es keine Schande oder Zeichen von Versagen, wenn Hilfe in Anspruch genommen wird. Dafür sind die Erziehungsberatungsstellen da und darauf sind sie eingerichtet.

„Lieber frühzeitig kommen als zu lange warten,“ sagt Christoph Haberer, Leiter der Evangelischen Beratungsstelle Stormarn. Denn Probleme lassen sich dann leichter bewältigen, wenn sie sich noch nicht zu sehr verfestigt haben.

Ansprechpartner:

Christoph Haberer
Leiter der Evangelische Beratungsstelle Stormarn
Tel.: 04102 / 537 66
E-Mail: c.haberer@beratungsstelle-stormarn.de


So könnte man Artikel 5 Kindern erklären:

Deine Eltern sollen dir dabei helfen, dass du deine Rechte kennst und durchsetzen kannst. Sie sollen berücksichtigen, dass deine eigenen Fähigkeiten sich entwickeln.

So könnte man den Artikel 19 Kindern erklären:

Du hast das Recht auf Schutz, damit du weder körperlich noch seelisch misshandelt, missbraucht oder vernachlässigt wirst.

Quelle: Unicef